BESTANDS_AUFNAHME (XXX - RAHMENBEDINGUNGEN UND RANDERSCHEINUNGEN)
Archivierung, Vorbereitung der Ausstellungsorte, virtueller Ausstellungsabbau
Auch wenn dank digitaler Bildtechniken ein nahezu unbegrenztes Manipulieren von Abbildungen möglich geworden ist, ist der virtuelle Ausstellungsabbau ein zeitraubendes Unterfangen. Die digitale Restauration von Räumen ist jedoch mehr als ein Prozess des Entleerens, immerhin nimmt sie das Zerstören und Verschwinden hoch versicherter Kunstwerke in Kauf. Sockel, Vitrinen und Rahmen ergeben sich dem Radierwerkzeug (ERASER TOOL) eines weit verbreiteten Bildbearbeitungsprogramm ebenso schnell wie Kunstwerke oder Ausstellungsbesucher. Andere lästige Details lassen sich mittels des "Störungen-entfernen-Filters" beseitigen. Schnell zeigen sich klaffende Lücken - Orte der Nullinformation. Besonders an den Ränder zeigen sich oft auffällige Turbulenzen. Nach sorgfältiger Überarbeitung wirkt der Ausstellungsraum wieder völlig unversehrt.

Erst das Belassen der leeren Rahmen erinnert an etwas Abwesendes und markiert das Fehlen. Ein Rahmen ist Isolator und Trennlinie aber auch Erweiterung des Bildes, Vermittler und Verbindungsstück. Er unterscheidet Wertloses von Wertvollem, Beachtenswertes von Zuvernachlässigendem. Hier wird er zum Verweis, Platzhalter und Stellvertreter. Die Leerstelle bietet Anlass zu Spekulationen und Platz für Imaginationen. Durch den Rahmen kenntlich gemacht offenbart sie ihr Potential.

BESTANDS_AUFNAHME lässt die Wand hinter dem Rahmen in den Bildraum "fließen". Das Bildfeld, welches nun nicht mehr von der Wand und dem Umfeld zu unterscheiden ist, und seine Umgebung werden zu Variablen in einer neuen Gleichung. Der Rahmen fasst kein Bild mehr ein, sondern den Raum, der den Betrachter auf sich selbst zurückwirft. Die "Entleerung” der Bildflächen macht den Rahmen zu einem autonomen Gebilde, welches sowohl die Wand- als auch die Bildfläche akzentuiert. Der Rahmen wird zur Artikulation des Raumes.
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