MACHT GESCHENKE: THE MAKING OF CAPITAL
BESUCH Nr. 03 in Liegenschaften des Deutschen Bundestages, Berlin, 04.02.2011
Seit 31. Mai 2009 überweise ich täglich 1 Cent an das Bundesministerium der Finanzen und wirke dem wachsenden Schuldenberg in homöopathischen Dosen entgegen. In das Feld "Verwendungszweck" schreibe ich jeweils 108 Zeichen aus "DAS KAPITAL - Kritik der politischen Ökonomie" von Karl Marx. So wird nach und nach der gesamte Text des Buches per Online-Banking auf das zentrale Konto des Staates übertragen. Die Übermittlung der ca. 1696500 Zeichen dauert ungefähr 43 Jahre. Die benötigte Transfersumme in Höhe von 15709 Cents wird im Staatshaushalt als ökonomischer Kapitalzuwachs in gleicher Höhe verbucht. Die Wertsteigerung der Kapitalanlage durch Zins und Zinseszins ist hierbei noch ebenso wenig berücksichtigt wie die eingesetzte Arbeitskraft und Lebenszeit oder die Wertschöpfung durch kulturelles und symbolisches Kapital.

DAS KAPITAL, das sich unwiderruflich in Konten und Archive einschreibt, ist eine Schenkung an das ganze Volk, eingestellt in den Staatshaushalt der BRD, verwaltet durch die aktuell gewählten Repräsentanten, sicher verwahrt bei der Bundesbank. Gelänge es, die Staatsverschuldung (Stand 31.05.2009) in Höhe von 1.746.599.197.210 EUR einzufrieren, wäre mein Geschenk aufgrund der exponentialen Effekte von Zins und Zinseszins in der Lage, diesen Betrag innerhalb von 300 Jahren zu tilgen.

MACHT GESCHENKE: DAS KAPITAL begegnet der herrschenden politischen Ökonomie sowie sinnentleertem, menschenunwürdigem Bürokratismus mit der Geste des Schenkens und stellt die Sinnfrage. Das System sieht sich im Spiegel. Die Mikrospenden bringen 1 x täglich die Bilanz des Staates aus dem Gleichgewicht – ungefähr einen Atemzug lang. Sie dienen als Impulsgeber für eine Wertedebatte, die kontinuierliche Reflexionen und Nachhall erzeugt und nachhaltiges Denken provoziert.

MACHT GESCHENKE ist ein Geschenk an ein GeMEINwesen, das zum Teil auch MEIN Wesen ist. In regelmäßigen Abständen nehme ich auch physischen Kontakt auf, um mich dem FREMDkörper Staat wohlwollend anzunähern ...

BESUCH Nr. 03:
Während der Transmediale 11 hielt ich mich am 04.02.2011 für einige Stunden in den nahegelegenen LIEGENSCHAFTEN DES DEUTSCHEN BUNDESTAGES auf, u.a. im Kurt-Löbe-Haus, im Reichstagsgebäude, im unterirdischen Tunnel, in der Abgeordneten-Lobby, im Andachtsraum, im Jacob-Kaiser-Haus und Dazwischen. An diversen Stellen kam es zu Auslegungen von 1-Cent-Stücken - ich brachte in Umlauf, was zuvor AusstellungsbesucherInnen der Transmediale als Geschenk auf die Waagschale legten.
[START]___[TEXT]___[DAS KAPITAL]___[TRANSMEDIALE 11]___[ABBILDUNG | 1 | Dokumentation in Arbeit ....]